Von einem Frauenzimmer, Premiere am 22.09.2023, Uraufführung
Heinrich Düval, verheiratet mit Mariane und Vater des zwölfjährigen Sohnes Fränzchen, unterhält eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zu Amalie, einer Freundin des Hauses. Als das Verhältnis vom Fürstenhof skandalisiert wird, gerät der Ehebrecher zunehmend unter Druck und auch für die beiden Frauen spitzt sich die Lage zu. Selbst ihre Solidarität untereinander bietet nur bedingten Schutz vor Düvals narzisstisch getönten Gefühlsausbrüchen.
Ein Mann zwischen zwei Frauen, Liebe, Eifersucht, hochfahrende Emotionen – in Christiane Karoline Schlegels bürgerlichem Trauerspiel von 1778 finden sich alle Merkmale des Genres und der Epoche. Die Parallelen zu den Stücken ihrer Zeitgenossen Lessing, Goethe und Schiller sind stellenweise frappant und doch ist ihre weibliche Perspektive auf das Geschehen und die Charaktere eine grundlegend andere.
Mit der Wiederentdeckung dieses Textes (schon zu Lebzeiten der Autorin als »für ein Frauenzimmer zu tragisch, auch zu unmoralisch« aus dem Kanon aussortiert) wird das über Jahrhunderte patriarchal geprägte Narrativ des Femizids subtil, aber entscheidend erweitert.
Regisseurin Anne Lenk lotet mit ihrem Team die Frage aus, welcher Raum »einem Frauenzimmer« zugestanden wird und warum die allgegenwärtige Auslöschung von Frauenleben so scheinbar zwangsläufig ist, wie es uns in tausendfacher Reproduzierung in Kunst, Literatur und Medien suggeriert wird.
Anne Lenk zählt zu den wichtigsten Regisseur:innen des deutschsprachigen Theaters und wurde mit ihren klugen Klassiker-Neuerkundungen mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zu ihrem festen künstlerischen Team gehören Judith Oswald und Sibylle Wallum, die in Deutschland zuletzt als Bühnen- beziehungsweise Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet wurden und nun, ebenso wie Anne Lenk, das erste Mal am Schauspielhaus Graz arbeiten.
Dauer: ca. 1:45 Stunden
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