Demokratien in Gefahr

Locations:
IRWIN (SI), Europaplatz

The Cake Escape (AT), Landhaushof, Herrengasse 16

Katcha Bílek (UK/AT) & Consuelo Méndez (VE), Maria-Stromberger-Gasse 9

Franz Kapfer (AT), Schauspielhaus Graz, Hofgasse 11

Zoncy Heavenly (MM), Kunsthaus Graz, Lendkai 1

Doris Jauk-Hinz (AT), KiG! Kultur in Graz, Lagergasse 98a

Markus Wilfling (AT), ausreißer, Schloßbergplatz

Maryam Mohammadi / Eva Ursprung / Joachim Hainzl (AT), Justizanstalt Graz-Karlau, Mauergasse

Helene Thümmel (AT), Graz Museum, Innenhof, Sackstraße 18

Kurator:innen: Eva Ursprung, Maryam Mohammadi

Idee: Verein XENOS (Eva Ursprung, Maryam Mohammadi, Joachim Hainzl)

Ein Projekt von: XENOS und KiöR in Kooperation mit Kunsthaus Graz, Schauspielhaus Graz, Graz Museum, ausreißer, KiG! Kultur in Graz, REAGENZ.

Gefördert von: BMKÖS, Land Steiermark Kultur, Stadt Graz Kultur, österreichische gesellschaft für politische bildung

»Wir haben gelernt, miteinander zu leben.« So steht es auf dem Denkmal von Gerhardt Moswitzer am Grazer Europaplatz, das an die blutigen Februarkämpfe vor 90 Jahren erinnert, als Menschen unterschiedlicher Ideologien in Österreich und auch in Graz sich mit Waffengewalt bekämpften.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft und dem Zweiten Weltkrieg gab es seit 1945 ein Bemühen für Menschenrechte und ein friedvolles Zusammenleben in demokratischen Staaten, die sich stetig weiterentwickelt haben und als liberale Demokratien für viele das höchste und offenste Wertesystem darstellen.
 
Doch mehr und mehr wird unsere Demokratie als Begriff strapaziert und missbräuchlich genutzt und deren Eckpfeiler — wie Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und Gewaltenteilung — zunehmend ausgehöhlt. Eine Pandemie, die Menschen schicksalshaft verband und zugleich trennte, vermehrte Krisen, Kriege, Naturkatastrophen und daraus resultierende gesellschaftliche Verschiebungen verändern unser Zusammenleben. Autoritäre Regime und stark auftretende Führer*innen stellen gesellschaftspolitische Errungenschaften in Frage oder verdrängen diese sogar. Deren politisches Vokabular sucht in der Vorspiegelung einfacher Lösungen für komplexe Verhältnisse lautstark Sinne und Reflexionsvermögen zu vernebeln. In gleich mehreren Ländern der EU sind rechtsextreme Bewegungen stark im Aufwind und in den USA droht eine neue Präsidentschaft von Trump. Ebenso versprechen in Mittel- und Südamerika, Asien und Afrika zumeist rechtspopulistische Politiken neues Heil.
 
In unserem Kunstprojekt, das im Schatten richtungsentscheidender Wahlen weltweit stattfindet und am Tag der US-Präsidentschaftswahl eröffnet wird, beziehen Künstler*innen und Künstler*innenkollektive aus mehreren Kontinenten dazu sichtbar Stellung. Deren Interpretationen zu aktuellen und vergangenen politischen Konflikten sind mittels Banner, Wandmalereien, Installationen etc. — ganz bewusst vom 5. November bis zum Tag der Menschenrechte — im öffentlichen Raum von Graz an neuralgischen und diskursiven Orten sichtbar, deren Geschichten mit dem Entstehen der Demokratie, dem Kampf um sie und ihrer Niederlage in Zeiten von Autokratie und Diktatur verknüpft sind. Indem wir uns explizit in Form von Kunst im öffentlichen Raum mit den Gefahren für Demokratien kritisch auseinanderzusetzen, möchten wir, zusammen mit unseren Kooperationspartner*innen unseren Beitrag zur Achtung und Verteidigung demokratischer Werte leisten.

Eva Ursprung, Maryam Mohammadi, Joachim Hainzl und Elisabeth Fiedler 

Rahmenprogramm

27.11.2024, 18.00 Uhr
(Un-)ruhig bleiben? Was bedeutet der Ausgang der Wahlen für die Freiheit der Kunst und die Kulturpolitik?
Podiumsdiskussion: Anita Hofer, Lidija Krienzer-Radojevic, Evelyn Schalk
KiG! Kultur in Graz, Lagergasse 98a, Graz

 

03.12.2024, 18.00 Uhr
Wahlkämpfen auf Kosten der Menschenrechte?
Vortrag und Diskussion: Daniela Grabovac und Joachim Hainzl
Graz Museum, Sackstraße 18, Graz

 

09.12.2024, 15.00 Uhr
Kurator:innen und Künstler:innenführung
Treffpunkt: Schauspielhaus Graz, Hofgasse 11, Graz

Franz Kapfer, Atlanten

In seinen Arbeiten hinterfragt Franz Kapfer geschichtliche und gegenwärtige Praktiken, die in meist verinnerlichter Form das gesellschaftliche Leben bestimmen.

Mit dem Projekt Atlanten wirft er ein Licht auf die militarisierte Gegenwart. Masken, wie die abgebildete Stoffmaske, haben in den letzten Jahren durch radikalisierte Gruppierungen im öffentlichen Raum an Präsenz gewonnen und ein bedrohliches Ausmaß erreicht. Kapfer stellt die Frage, ob es unsere Wirklichkeit ist, dass die permanente Möglichkeit von Gewalt zu einer Gefährdung der Demokratie führen muss. Die Maske anonymisiert – wie auch die Identität im Internet verschleiert werden kann. Letzten Endes spielt es keine Rolle, ob sich dahinter auch wirklich ein Mensch verbirgt.

Kapfers Arbeiten bezeugen ein Fortleben, ein Nicht-Sterben-Können, vielleicht auch ein Nicht-Sterben-Lassen-Wollen eines Mythos, von dem nicht klar ist, was ihn am Leben erhält. Oder gibt es so etwas wie den destruktiven, faschistischen Urtrieb, der Demokratien unterwandern und zerstören will?

Franz Kapfer, Künstler, lebt in Wien.