Menschen im Theater

FÜNF FRAGEN AN ELISABETH WONDRACK

Seit 50 Jahren ist Elisabeth Wondrack am Schauspielhaus Graz beschäftigt. Hier stand sie selbst auf der Bühne, souffliert und organisiert als Betriebsrätin u.a. Weihnachtsfeiern und Betriebsausflüge. Zwischen all ihren Aufgaben nimmt sie sich Zeit für ein kleines Interview.

Liebe Elisabeth, woran erinnerst du dich besonders gern?
Ich bin mit meinen Gedanken mehr in der Gegenwart. Was vorbei ist, ist vorbei. Das waren 4 bis 5 Produktionen im Jahr – mal 50, das sind über 200 Theaterproduktionen. Vieles hab ich vergessen. An gewisse Sachen kann ich mich aber schon erinnern. Zum Beispiel an die Wiedereröffnung des Stadttheaters Leoben. Da war ich noch auf der Schauspielschule. Und meine Schauspiellehrer haben in Leoben das »Vorspiel auf dem Theater« aus dem »Faust« gegeben. Sie hatten den Text nicht gut gelernt und sagten zu mir: »Du musst mit, du musst soufflieren«. Nach der Eröffnung stand in den »Murtaler Nachrichten«, es sei ja alles sehr schön gewesen, aber man habe die bekannten Zitate dreimal gehört, zuerst vom Bürgermeister während der Ansprache, dann von der Souffleuse und dann noch von den Schauspielern. – Hat sich also gelohnt, dass ich dabei war. Das werde ich nicht vergessen. Das Haus hat eine sehr gute Akustik. Heute souffliert man von den Seitenplätzen, da sieht man ja meist gar nichts und kann auch gar nicht verhindern, gehört zu werden. Früher gab es den Souffleurkasten, das war wunderbar. Da konnte ich flüstern, da sah ich die Schauspieler:innen und die Schauspieler:innen sahen mich. Bei »Sonny Boys«, mit zwei älteren Herrschaften, begnadeten Hängern, hab ich einfach alles souffliert, auch die Tätigkeiten. Einer hat sich vollständig auf mich verlassen. Wenn ich was Falsches gesagt hätte, er hätte auch das gemacht.

Ist heute noch etwas anders als früher?
Heute gibt’s fast keine Hänger mehr. Oft kommen die Schauspieler:innen schon mit gelerntem Text auf die Leseprobe. Dann denke ich schon manchmal: Was mache ich hier? Ich langweile mich auf den Proben sehr viel und schaue dauernd auf die Uhr: Ist’s immer noch nicht aus? Früher hab ich, um nicht einzuschlafen, Kreuzworträtsel gemacht. Aber auch das wird nach drei, vier Wochen fad. Jetzt hab ich ein Handy. Da schaue ich eben im Handy, was es an Neuigkeiten gibt. Was soll ich auch machen, wenn da oben auf der Bühne im Kreis gesessen und diskutiert wird, und ich sitz unten mit meinem Soufflierbuch? Und die anderen schauen ja auch dauernd aufs Handy. Und zuletzt bei »Leonce & Lena« wusste ich nicht mehr so genau, wer Büchner war. Und dann schaue ich halt: Was hat der Mann gemacht? Bei »Maria Stuart« damals hätte ich zur Premiere alle englischen Könige aufzählen können. Das hab ich alles während der Proben recherchiert. Ob ich’s jetzt noch könnte, weiß ich nicht, aber damals war ich sehr stolz. Geschichte ist mein Hobby.

Wie engagierst du dich im Betriebsrat?
Ich leide immer unter Ungerechtigkeiten. Darum kümmere ich mich. Manchmal ist das nicht angenehm. Aufgeregt hab ich mich immer, schon in der Schule, da war ich Schulsprecherin. Aber ich habe hier sehr gute Kolleg:innen, und man kennt mich schon. Jetzt steht bald wieder ein Betriebsausflug an, wo ich nicht mehr weiß, wohin, weil ich über die Jahre schon alle Ideen verbraten habe. Es war immer ein Stress, den ganzen Haufen zusammenzuhalten. Anfangs war es eine Fahrt ins Blaue, niemand wusste, wohin es geht. Im Bus gab es ein Programm, an das man sich zu halten hatte. Darin stand, wann man wo pinkeln kann und wann Weiterfahrt ist. Und ich hab immer Tausende von Euro eingesteckt, weil Barzahlen das Beste ist, das wird sehr geschätzt. 

Was machst du, wenn mal kein Theater ist?
Straßentheater zum Beispiel, im Sommer. Das ist schon seit vielen, vielen Jahren meine Nebenbeschäftigung. Da führe ich auch Regie. Ich bin eine strenge Regisseurin, da wird nicht geschmiert. Meine nächste Aufgabe ist, für kommenden Sommer ein Stück zu finden. Und jetzt gegen Weihnachten fängt ja die Backzeit an. Vor 40 Jahren hab ich ein Taschenbuch gekauft: »Großmutters gute Weihnachtsbäckerei«. Es ist inzwischen total zerfleddert und vergammelt. Am Schluss sind es ungefähr 25 Kilo Weihnachtskekse. Denn alle bekommen eine Dose. Das ist schon mühsam, aber meine Tochter hilft mir. Und weil sich immer alle freuen, kann ich damit nicht aufhören.

Hast du eigentlich ein Lieblingsstück?
Je kürzer, desto lieber. 

33 DIENSTJAHRE

Ende des Jahres 2023 geht Hans Alter in den wohlverdienten Ruhestand. Seine berufliche Reise begann 1990 als Seitenmeister und führte ihn fünf Jahre später zum Bühnenmeister. Bis 2015 prägte er dieses Amt, bevor er als Bühneninspektor die Bühnentechnik des Schauspielhaus Graz maßgeblich beeinflusste.

»Lieber Hans,
wie schade, dass du gehst, kaum, dass ich hier bin! Wie schön aber auch, dass ich noch rechtzeitig kam, um dich kennenlernen zu dürfen. Darüber freue ich mich sehr!« Andrea Vilter (Intendantin)

»Hans Leitsatz: Schau ma mal, des moch ma schon!« Magreth Kahr (Ankleiderin)

»Lieber Hans, ich bedanke mich bei Dir für die gute langjährige Zusammenarbeit, auch wenn wir zwei manchmal kontrovers diskutiert haben, sind wir immer professionell geblieben, um immer das Beste für das Schauspielhaus herauszuholen. Und wenn sich das „Rentner sein“ erst mal komisch anfühlt, dann halte Dich an Loriot und sag dir: Entschuldige, das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch.« 😊
Mario Feibel (Abschnittsbrandinspektor)

»Auf Hans‘ freundliche, hilfsbereite und unterstützende Art war immer Verlass. Und auch darauf kann man sich verlassen: Er wird uns sehr fehlen!«
Martina Koller-Maier (Audience Development & Netzwerk-Betreuung)

»Der Spruch »Geht nicht, gibt’s nicht!« könnte also von Hans Alter stammen. Es ist nicht zuletzt Hans zu verdanken, dass die technische Mannschaft des Schauspielhauses in der Theaterszene einen hervorragenden Ruf genießt! Ich habe nicht nur sehr viel von ihm gelernt, ich durfte mir auch immer sicher sein, dass er mich niemals hängen lässt, egal ob es sich um kurzfristige Umbesetzungsproben, Vorstellungsänderungen etc. handelte. Kurz gesagt: Das Schauspielhaus Graz, die Mitarbeiter:innen und auch das Publikum haben Hans Alter für eine jahrzehntelange Arbeitsleistung auf allerhöchstem Niveau zu danken! Abgesehen von seiner Leistung: Ich habe den Mensch Hans Alter in den vielen Jahren so sehr liebgewonnen, dass ich ihm sogar einen Aufstieg des GAK wünsche!« Georg Kandolf (Betriebsdirektor)

»Ich erinnere mich noch an den Satz: Ab Montag bist du im Schauspielhaus Graz! Wir wissen was damit gemeint ist.« Josef Fließer (Portier)

»Der Klassiker unter den Zitaten ist Hans‘ Abschiedsgruß, den er immer wieder gesagt hat, in allen Situationen, mit allen möglichen Betonungen und Bedeutungen: Auf das Allerherzlichste!«
Oliver Chomik (Ensemblemitglied)

»Lieber Hans,
ich wünsche dir eine gesunde und möglichst lange Zeit im „Urlaub“, Entspannung und unvergesslicher Erlebnisse. Ich werde nie vergessen, wie wir innerhalb von nur drei Tagen in Berlin ein Bühnenbild zum Fliegen gebracht haben, etwas, was es tags zuvor in Graz noch nicht konnte. Die Erkundung der Charité, um einen verschollenen Kollegen zu finden, und dennoch rechtzeitig eine Premiere auf die Bühne zu bringen. Daneben haben wir das ein oder andere Bier in der Ständigen Vertretung gesucht und gefunden, um dann bei sengender Hitze gemeinsam Flohmärkte abzuklappern.

Mögen all diese und viele weitere Erinnerungen aus dem Schauspielhaus dir stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Alles Liebe für dich und deine Liebsten für diesen neuen Lebensabschnitt.«
Nina Häusler (Künstlerisches Betriebsbüro)

»Lieber Hans,
ich wünsche Dir für Deinen Unruhestand das Allerbeste und vor allem Gesundheit und weiterhin so großen Tatendrang für alle Deine künftigen Vorhaben!« Peter Croce (Prokurist)