09.02.2024 , Pressemitteilung
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Premiere »Der Nebel von Dybern«

Geheimnisvoller Nebel wabert. Im »Wirtshaus am Rand« diskutieren Besitzer Josef, die schwangere Barbara, Kathrine mit den guten Ohren und der aufrührerische Fabrikarbeiter Jan über das Wetter – und die Gerüchte. Derweil streitet man im Herrenzimmer des Generaldirektors der nahen Chemiefabrik bereits über Maßnahmen und Kommunikationsstrategien, um jegliche Verantwortung von sich zu weisen.

Als sowohl Vieh als auch Menschen zu sterben beginnen, scheint der Nebel als Ursache ausgemacht. Doch steckt in ihm eine Krankheit? Ist er eine Prüfung, gottgesandt? Oder gar menschengemacht? Während in der Bevölkerung Panik droht, muss im Dickicht von Wissenschaft und Wirtschaft eine Lösung her. Fesselnd wie ein Krimi, stellt der Text die Mechanismen von Ursache und Wirkung infrage. Ist der Nebel tatsächlich der Ursprung für all das Zerstörerische oder ist er nur ein Phänomen für all das Übel, das dräut?

Regisseurin Johanna Wehner inszeniert mit ihrem künstlerischen Team Lazars Text als bitterböse Gesellschaftsanalyse und lotet aus, wie sich eine Gruppe verhält in Zeiten multipler Krisen, die am Horizont aufscheinen. Das neunköpfige Ensemble spannt sich auf zu einem vielstimmigen Figurenpanorama. Doch der Nebel hat hier spaltendes Potential: Die drohende Katastrophe führt nicht etwa zu einer Solidargemeinschaft, sondern bewirkt das Gegenteil. Um der Wahrheit nicht ins Auge blicken zu müssen, flüchtet man in gegenseitige Schuldzuweisungen und Ausweichmanöver. Die Gruppe zerfällt in bedrückte, isolierte und einsame Gestalten. In einem atmosphärisch-melancholischen Reigen scheint die Frage nach der Möglichkeit von Zukunft in einer solch dystopischen Welt auf:

Barbara: »Josef, wir wandern aus in ein Land, wo es keinen solchen Nebel gibt, wo es keinen solchen Nebel geben kann. Ich will hier kein Kind aufziehen. Nicht wahr, Josef, wir wandern aus. Es muss doch noch einen Ort geben auf dieser Erde, wo solch ein Nebel nicht möglich ist.«

Maria Lazar war beinahe vollkommen in Vergessenheit geraten. Im Jahr 1933 stand sie auf dem Spielplan des Schauspielhauses, wurde dann jedoch nie aufgeführt – Lazar war Jüdin. Seit wenigen Jahren werden die hellsichtigen und thematisch wieder sehr aktuellen Texte Maria Lazars neu entdeckt. Nun ein Drama von ihr, zum ersten Mal in Graz.

 

Dauer: 1 Stunde 35 Minuten, keine Pause

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