»Carmilla. Eine steirische Vampir-Satire«, Premiere am 06.04.2024
Ein abgelegenes Schloss in der Steiermark. Hier lebt Laura mit ihrem Vater. Als sie die rätselhafte Carmilla bei sich aufnehmen, ergreifen neuartige Gefühle von Laura Besitz: Zwischen den beiden Frauen deutet sich eine Liebesbeziehung an. Vater, Arzt, Pfarrer und Bedienstete sorgen sich um Laura wie um eine Patientin, die von einer geheimnisvollen Krankheit befallen ist. Carmilla dagegen wird als Vampirin tituliert. Soweit die Handlung von Le Fanus 1872 erschienener Novelle, die mit der Pfählung der vermeintlichen Vampirin ebenso grausam wie genregerecht endet. Der Text gilt als Vorlage für Bram Stokers »Dracula« und damit als literarische Mutter zahlreicher weiterer Vampirgeschichten.
Vor dem Hintergrund heutigen Bewusstseins für Geschlechterzuschreibungen und Rollenklischees erscheint die männliche Erzählperspektive und die sich hieraus ergebende Darstellungsweise der Figuren und ihrer Handlungsweisen erheiternd und schockierend zugleich. Das künstlerische Team und das Ensemble um Regisseurin Luise Voigt nehmen den Roman daher zum Anlass, überkommene Narrative und Prägungen auf humorvolle Weise zu entlarven. Die Inszenierung spielt mit Pornofilmklischees und entwirft mit choreografischen und filmischen Mitteln eine Satire sexueller Fantasien. In der Novelle bereits angelegte Motive gewinnen an Schärfe und werden als heteronormative Sichtweisen herausgestellt.
Für die Beziehung zwischen Laura und Carmilla bietet die Inszenierung eine alternative Lesart an. Mithilfe von Bezügen zu feministischer Pornografie befreit sie Carmilla vom Image einer Vampirin und deutet ausgelöst durch die Begegnung der beiden eine utopische Welt an ohne verurteilende Zuschreibungen.
Auf einer assoziativ-dokumentarischen Ebene fließen Gedanken und szenische Improvisationen aus den Proben in den Abend ein. Sie lassen den Entstehungsprozess der Inszenierung transparent werden und geben Einblick in thematische Anknüpfungspunkte bei der Auseinandersetzung mit der Novelle.
Empfohlen ab 18 Jahren
Dauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
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