Penthesilea / Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin.

Penthesilea / Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin.

von Heinrich von Kleist / Marlene Streeruwitz

Es war einmal ein kriegerisches Frauenvolk aus Kleinasien, das auf der Seite der Trojaner gegen die Griechen kämpfte. Homer ist dieser mythische Sonderfall der Geschichte nur eine Randnotiz in der „Ilias“ wert; Kleist, der unerfüllt unglücklich Liebende, macht 1808 ein ganzes Drama daraus. Bei ihm trifft die Amazonenkönigin Penthesilea auf den griechischen Helden Achill, sie verlieben sich ineinander und bekämpfen sich erbittert. Obwohl Achill überlegen ist, gibt er sich im Kampf geschlagen, um der Amazone als Liebender begegnen zu können. Doch im Moment des höchsten Glücks passiert das Unglück: Penthesilea tötet Achill aus Versehen. Einander widersprechende Gesellschaftsentwürfe der Herkunftsländer lassen keine lebbare Liebe zu; Gesetze aus alter Zeit, die dem lebendigen Gefühl in der Gegenwart widersprechen, sind tödlich.

Für viele Theaterleute zählt „Penthesilea“ zum sprachlich Schönsten, was in der deutschen Klassik geschrieben wurde. Allerdings gilt das sprachlastige Stück als „unspielbar“, auch wegen skurriler Szenen, in denen die Titelheldin im Wahnsinn mit Hunden und Elefanten über die Bühne jagt. Dies umzusetzen braucht Fantasie. Franz-Xaver Mayr, der zuletzt mit Elfriede Jelineks „Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)“ und Thomas Bernhards „Heldenplatz“ überzeugte, wird auch hier wieder ein sprachmusikalisches Kunstwerk inszenieren.

Zeitgenössisch kommentiert wird der Klassiker von einem Text von Marlene Streeruwitz, „Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin.“ Nach der Katastrophe folgt bei Kleist, wie so oft bei den männlichen Klassikern: ein Frauenopfer. Aber was für eins! Mit Worten bringt sich die Amazone um. Die beste Freundin von Streeruwitz’ Ich-Erzählerin hingegen hat nach zwei Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren, die banalere, alltäglichere, modernere Todesursache.

Premiere: 10.02.2023

Linda Kummer © Jakob Fliedner

Besetzung

  • Linda Kummer
  • Henriette Blumenau
  • Sarah Sophia Meyer
  • Johanna Sophia Baader
  • Frieder Langenberger
  • Mathias Lodd
  • Clemens Maria Riegler
  • Lukas Walcher
  • Beatrix Doderer
  • Oliver Chomik
  • Karolina Preuschl Klavier
  • Aurora Hackl Timón Schagzeug

Team

  • Regie: 
    Franz-Xaver Mayr
  • Bühne und Kostüme: 
    Korbinian Schmidt
  • Kostümmitarbeit: 
    Matthias Dielacher
  • Komposition & Sounddesign: 
    Matija Schellander
  • Dramaturgie: 
    Franziska Betz