Welche Droge passt zu mir?
von Kai Hensel
Solo mit Henriette Blumenau
Was wäre, wenn wir Drogen aller Art nicht verteufeln, sondern sinnvoll in unseren Alltag integrieren würden? Würden sich dann die etwa 120 Toten, die in Österreich jährlich an harten Drogen sterben – eine vergleichsweise harmlose Zahl in Relation zu ca. 500 Toten im Straßenverkehr – weniger dramatisch anfühlen? Hanna hat eine Mission: Als selbstbewusste Drogenkonsumentin will sie uns in Form eines Vortrages die guten Seiten des Drogenkonsums aufzeigen. Denn wie wir alle wissen: Das Leben, das der moderne Mensch führt, ist nicht unanstrengend. Es verlangt nach Auszeiten, nach Ausklinken, nach Abschalten. Nach den kleinen Belohnungen im Alltag, die diesen erst erträglich machen.
Doch während der Vortrag viel Wissenswertes zu Wirkung und Erwerb von Drogen verrät, sieht man zunehmend hinter der Fassade der engagierten Vortragenden eine Frau, die einmal eine falsche Entscheidung in ihrem Leben getroffen hat und nun versucht, die Folgen dieser nicht zu korrigieren, sondern mit Hilfe von Drogen zu ertragen. Der Mustergatte entpuppt sich nämlich als biertrinkender Fast-Vergewaltiger; der angeblich musisch begabte, sensible Sohn als schwer gestörtes Kind, die tolle Jugendstilvilla als baufällige Bruchbude, die familiären Finanzen als Desaster. Hanna ist zudem schwanger von ihrem afrikanischen Dealer (und das, obwohl sie predigt, man solle nie Drogen mit Sex bezahlen) und löst sich zusehends in ein von Entzugserscheinungen gepeinigtes Wrack auf. Der Vortrag, den sie so sorgfältig und liebevoll vorbereitet hatte, entgleitet ihr mehr und mehr.
Der Autor setzt auf die Kraft des Theaters, Zuschauer*innen mittels einer fiktiven Figur zum Denken zu verführen. Und so ist „Welche Droge passt zu mir?“ ein im wahrsten Sinne des Wortes aufklärerisches Werk: Nicht nur erfährt man tatsächlich sehr viel aus der Welt der Drogen und des Drogenkonsums, man muss auch selbständig mit- und weiterdenken.
Henriette Blumenau, die in den vergangenen Spielzeiten mit „Bunny“ das bemerkenswerte Solo eines wohlstandsverwahrlosten jungen Mädchens spielte, schlüpft nun in die Rolle von Hanna, einer nicht weniger problematischen jungen Mutter und Hausfrau. Regie führt Elena Bakirova, die in der Spielzeit 2016.2017 „Einfach kompliziert“ von Thomas Bernhard mit Gerhard Balluch inszenierte, das weiterhin am Spielplan sein wird.
Premiere: 18.10.2022

Besetzung
Team
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Regie & Abendspielleitung:
Elena Bakirova
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Ausstattung:
Carlotta Bonura
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Musik:
Nevenko Bucan
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Dramaturgie:
Jan Stephan Schmieding