Zur schönen Aussicht

Zur schönen Aussicht

Komödie in drei Akten

von Ödön von Horváth

„Zur schönen Aussicht“ heißt das morbide Hotel am Rande eines Dorfes in den Bergen, dessen Fassade bröckelt und dessen Personal aus Männern mit zweifelhafter Vergangenheit besteht. Ein seltsamer Haufen an gescheiterten, angeschwemmten, gestrandeten Existenzen hat sich dort wie in einem Zufluchtsort verschanzt. Neben dem kleinkriminellen Kellner Max, der teils barfuß bedient sowie dem windigen Chauffeur Karl, der mindestens ein Menschenleben auf dem Gewissen hat, fungiert Strasser, ein abgesetzter Offizier und abgehalfterter Schauspieler, als Direktor des Hotels. Sie alle eint latente Geldnot, Wetterkapriolen vergraulen die Kundschaft, die Saison läuft schlecht – Krise, wohin man blickt, das Hotel steht kurz vor dem Bankrott.

Dementsprechend abhängig ist die Schicksalsgemeinschaft von ihrem einzigen zahlenden Dauergast, der Baronin Ada Freifrau von Stetten. Die zahlungskräftige Dame weiß ihr Privileg zu nutzen: Zur Befriedigung ihrer sexuellen und emotionalen Bedürfnisse hält sie die Männer aus. Und so trinkt sich die Gesellschaft von Einzelkämpfer*innen, deren einzige Gemeinsamkeit ihre prekäre Lebensbehauptung ist, das Leben schön. Ein bisschen unangenehm wird es, als ein Vertreter der Weingroßhandlung auftaucht und die offene Alkoholrechnung beglichen sehen will. Doch richtig kompliziert wird es mit der Ankunft der jungen Christine, Hoteldirektor Strassers Sommerliebe vom vergangenen Jahr. Sie behauptet, ein gemeinsames Kind auf die Welt gebracht zu haben und durch eine Erbschaft zu Geld gekommen zu sein. Schnell steigert sich der Opportunismus ins Unermessliche und das finstere Idyll implodiert …

„Zur schönen Aussicht“ spielt klug und komisch mit der Sicht auf Dinge und Menschen. Wer war, wer ist, wer will der Mensch sein? Wer sieht wen und wie? Ödön von Horváths Text ist eine Krisenkomödie, die uns Abgründe zumutet – seine Figuren handeln brutal und verroht – und doch steckt in ihnen allen eine Sehnsucht nach einem anderen Leben. Als eines der ersten Theaterstücke von Ödön von Horváth 1926 im bayerischen Murnau geschrieben, wurde es erst 1969 am Schauspielhaus Graz uraufgeführt. Über 50 Jahre später kehrt es nun in der Inszenierung der preisgekrönten kroatischen Regisseurin Anica Tomic, die erstmals am Schauspielhaus arbeitet, zurück auf die Grazer Bühne.

Premiere: 17.03.2023

Raphael Muff © Lex Karelly

Besetzung

Team

  • Regie: 
    Anica Tomić
  • Bühne: 
    Igor Vasiljev
  • Kostüme: 
    Drina Krlić
  • Choreographie: 
    Lada Petrovski Trnovšek
  • Musik: 
    Nenad Kovačić
  • Licht: 
    Thomas Bernhardt
  • Dramaturgie: 
    Elisabeth Tropper
  • Dramaturgische Vorbereitung: 
    Jelena Kovačić