Di, 15.10.2024
10:30 Schauraum
Österreichische Erstaufführung
Kafka | Heimkehr
Theaterprojekt mit Texten von Franz Kafka
»Liebster Vater, du hast mich neulich einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor dir…« so beginnt Franz Kafkas berühmtester autobiografischer Text. An der schriftlichen Abrechnung mit dem übermächtigen Vater schrieb der 36jährige 9 Tage lang – am Ende hatte der Brief 103 Seiten und landete in der Schublade statt beim Adressaten. Bis heute ist er das faszinierende Dokument einer hochkomplizierten Beziehung und zugleich ein stilistisches Meisterwerk, das in direkter Linie mit Kafkas literarischem Schaffen zu lesen ist. Die Collage »Kafka | Heimkehr« folgt dieser Spur in einem Textgeflecht aus seiner Prosa, Briefen und Tagebucheinträgen.
Ausgehend von der ursprünglich für das Staatstheater Wiesbaden entwickelten Theaterfassung, lotet die Inszenierung das theatralische Potenzial in Kafkas Erzählkosmos aus und lädt ein zu einer Reise in sein Denken und Schreiben. Der »Schauraum« erlebt dafür eine raumgreifende und detailverliebte Bühnengestaltung, in der Kafkas Welt bis zum Jahresende atmosphärisch lebendig wird.
Das Schauspielhaus Graz ist offizieller Partner von »Projekt Kafka2024«.
Zu Beginn der Theatervorstellung wird eine Wegstrecke durch das Haus zurückgelegt, die über mehrere Treppen führt. Sollten Sie eine barrierefreie Route in Anspruch nehmen wollen, sprechen Sie bitte unsere Mitarbeiter:innen an. Diese führen Sie auf einer alternativen Route in den Schauraum.
Treffpunkt: Foyer des Schauspielhauses
Premiere: 21.09.2024
Besetzung
Team
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Regie:
Jan Philipp Gloger,Andrea Vilter
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Bühne & Kostüme:
Franziska Bornkamm
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Musik:
Kostia Rapoport
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Dramaturgie & Fassung:
Andrea Vilter
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Licht & Ton:
Raphael Ruff
Pressestimmen
»Kafka | Heimkehr im Schauspielhaus Graz ist eine sehr anspruchsvolle, intellektuelle Fitnessübung fürs Gehirn, die eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Hype in Kafkas 100. Todesjahr 2024 bietet. Sie erlöst den Schriftsteller von der Rolle des Pop-Idols der Literatur, der Nüsse kauend mit einer Botox-Fratze durch Serien mit Ausstattungs-Fetisch turnt, und rückt ihn wieder an den Platz, der ihm gebührt. Kafka fasste komplizierte Gedanken in klare Worte, und das Scheitern des Alltags macht das Verstehen zwar nicht unbedingt leichter, aber viel schöner.« KUMA, Lydia Bißmann, 22. September 2024
»Der Abend ist phänomenal. Er verzwillingt Kafkas Literatur und seine Biografie; Tim Breyvogel, Željko Marović und Anna Rausch teilen dabei die Attribute des verzagten, zornigen Sohns kongenial unter sich auf. […] Bühne (Franziska Bornkamm), Sound (Kostia Rapoport), Licht (Raphael Ruff) oszillieren zwischen Sinnlichkeit und Schauder, ein buckliger Turm aus Schreibtischsesseln bietet Schlupflöcher, aber keinen Platz, um sich im Leben niederzulassen, eine Tuchent mutiert zum Ungeziefer, das sich durch die Wohnung wälzt („Die Verwandlung“ lässt grüßen). All das hat Gefühl, erstaunlich viel Witz und gibt zugänglich, aber keineswegs belanglos, Einblick in Kafkas Schreiben und Sein. Konsequenterweise sind bereits etliche Schultermine fixiert.« Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 23. September 2024
»Dieses literarische Abarbeiten an der Vaterfigur, haben Intendantin Andrea Vilter und ihr Co-Regisseur Jan Philipp Gloger mit „Kafka/Heimkehr“ zu einem spannenden Theaterabend verarbeitet. Auf drei Söhne haben sie das Ringen verteilt – die Darsteller Tim Breyvogel, Željko Marović und Anna Rausch greifen dabei ebenso gut ineinander wie die Stühle, die sich als imposantes Bühnenbild in einem großen Bogen bis an die Tür zum Zimmer des Vaters stapeln. Mit großem Gusto gräbt sich Franz Solar in diese Vaterfigur hinein und blickt von oben auf die Söhne herab. […] Eindrucksvoll bringt dieser Abend nicht nur eine der legendärsten Vater-Sohn-Beziehungen der Literaturgeschichte auf die Bühne, sondern nähert sich auch klug und gewitzt dem emotionalen Kern von Kafkas Schaffen.« Kronen Zeitung, Christoph Hartner, 23. September 2024