Leonce & Lena – nowhere to run

Leonce & Lena – nowhere to run

Lustspiel

von Georg Büchner, Rebekka David & Ensemble

Liebe alle,
wir wissen nicht, wohin. Wir wissen auch nicht, wie lange und wozu, muss denn alles immer ein Ziel haben? Wir verweigern uns nicht, wir machen nur nicht mehr mit, kein Regieren, keine Hierarchien, keine Ausbeutung mit oder ohne Selbstverwirklichung, keine Vollzeit. (Wer will schon die volle Zeit seines Lebens etwas so Ärgerlichem wie Arbeit widmen!) Und auch kein Planen von ach-so-rosigen Aussichten. Warum irrsinnig Kräfte mobilisieren für ein Morgen, wenn übermorgen auf diesem Planeten eh niemand mehr leben kann? Nein, nichts für die Katz und nichts für ungut, wir machen kurz Pause, wir steigen aus, aber das hat nichts mit Ihnen zu tun, das ist nicht politisch, wir haben nicht vor, mit Steinen zu werfen, wir wollen nur vor dem Glashaus ein wenig fegen. Wenn das alle so machen würden und vor allen Türen frisch gefegte Absätze glänzten, ginge sicher so einiges friedlicher zu. Und insofern ist das hier vielleicht doch politisch, aber nur ein ganz kleines bisschen, keine Sorge. In der Zwischenzeit, so lange Sie auf uns warten: Lehnen Sie sich zurück, trinken Sie ausreichend Wasser und kümmern Sie sich um ihr eigenes f***ing Business.
Es grüßen herzlich: Lena & Leonce

Das Team um Regisseurin und Autorin Rebekka David bringt Georg Büchners Lustspiel über die vermeintliche Totalverweigerung zweier Königskinder als Generationen-Konflikt auf die Bühne. Rebekka David geht dabei in Dialog mit Büchners ebenso poetischem wie politischem Text – sie begegnet ihm auf intellektueller Augenhöhe, denkt ihn weiter, schreibt ihn fort und erweitert das zum literarischen Kanon gehörende Stück um ihre zeitgenössische Perspektive. Der Sound des Vormärz trifft auf drängende Probleme unserer Lebenswirklichkeit. Denn irgendwo zwischen Quiet-Quitting und gutem Leben beginnt nicht nur für Leonce und Lena die Frage danach, wofür es sich in einer untergehenden Welt überhaupt noch zu arbeiten lohnt.

Dauer: ca. 1:55 Stunden, keine Pause

Premiere: 04.11.2023

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Trailer

Pressestimmen

»Die herrlich schräge Ausstattung (Bühne: Robin Metzer, Kostüm: Anna Maria Schories) taucht den Pinsel kräftig in die Farbpalette von Zuckerwatterosa bis Theaterblutrot, die zwei Königskinder 2.0, Gouvernante (Anette Holzmann), Diener Valerio (Mario Lopatta) und der schrullig umherirrende Patriarch (Rudi Widerhofer) sind detailreich in Rüschen und Tüll gepackt. Georg Büchners Ironie und Wortwitz erweist sich über weite Strecken als erstaunlich zeitgemäß und fusionsfähig mit dem „Neutext“. Die Darsteller*innen meistern den schmalen Grat zwischen lustvoll-ironischer Übertreibung und Karikatur mit Leichtigkeit, sie blödeln sich in Höchstform, dass es eine Freude ist. […] Wohlverdienter langer Applaus, nicht zuletzt für die beachtliche Leistung aller Darsteller*innen.« Sigrun Karre, KUMA, 5. November 2023

 

»Die Bühne (Robin Metzer) erinnert mit seinen zuckerlrosa Palästen und Wäldern, die Kopf stehen, an ein Puppenhaus. Ähnlich infantil überzeichnet wirken auch die rüschenrauschigen Kostüme von Anna Maria Schories. Und auch das großartige Ensemble ist in der Figurenzeichnung offensichtlich dazu angehalten, sich nicht um Authentizität oder Bodenständigkeit zu scheren, sondern auf Gespreiztheit, Affekt und eine Prise Slapstick zu setzen. So erzielt man auch die größtmögliche Fallhöhe für die finale Szene, in der mit der Souffleuse Elisabeth Wondrack das wahre Leben auf die Theaterbühne tritt. Das Resultat ist ein unterhaltsamer Abend, der seiner literarischen Vorlage und seiner eigenen thematischen Brisanz zwar nicht immer gerecht wird, der in seiner überzeichneten Theatralik aber wunderbar die Affektiertheit so mancher gesellschaftlicher Diskurse bloßstellt und ad absurdum führt.« Christoph Hartner, Kronen Zeitung, 6. November 2023

 

»Otiti Engelhardt entzückt als entschlossen verwöhnte Göre Lena. An Schneeflockigkeit steht ihr Dominik Puhl in nichts nach. […] Robin Metzer lässt Nadelbäume und Laubäste von der Decke hängen, einen üppig bestückten italienischen Marktstand […] aus dem Boden fahren und schicke Bildschirmschoner-Videos abspielen. Neben solch schönen Momenten birgt der Abend ein Übermaß an klugen Gedanken.« Martin Thomas Pesl, Nachtkritik.de, 5. November 2023

 

»David [Regisseurin] baut aus dem Stück eine Abhandlung über die Fragwürdigkeit einer Gesellschaft, die Arbeit fetischisiert und jeden Selbstwert an materiellen Reichtum koppelt, auch wenn die Welt dabei zerstört wird. […] Und weil Büchners Lustspiel auch als politische Satire und Kritik an der Ignoranz eines bornierten Adels angelegt war, taugt es als Basis eines gesellschaftspolitischen Pamphlets, auch wenn sich historisches Fundament und heutige Fragen nicht passgenau aneinanderstückeln lassen. […] Lebensnah wird es, wo Davids Überschreibung den Domestiken Stimme gibt, die wie die Tiere schuften, um ihren Arbeitgebern den Müßiggang zu ermöglichen. […] Davon abgesehen überzeugt die Produktion, die ihre Szenen mit amüsanter Künstlichkeit ausstaffiert, […] visuell: Zwischen blutroten Palastwänden und kopfstehenden Bäumen (Bühne: Robin Metzer) irren die Figuren in tülligen Kostümen (Anna Maria Schories) umher. Als Leonce und Lena überzeugen Dominik Puhl und Otiti Engelhardt als sympathisch angezipfte Gfraster, zeigt sich Rudi Widerhofer als abtrittswilliger Patriarch nuanciert tragikomisch. Großartig Annette Holzmann und Mario Lopatta als strapazierte Gouvernante und kluger Diener.« Ute Baumhackl, Kleine Zeitung, 6. November 2023

 

»Die Besetzung ist 1a mit Sternchen und holt sich am Ende verdienten langen Applaus ab. Neben Widerhofer glänzt eine junge Truppe. Otiti Engelhardt und Dominik Puhl legen ihre Figuren grell und glamourös an und nähern sich damit auf interessante Weise der Vorlage. Sie wirken naiv, lassen sich treiben, doch an ihren Überzeugungen halten sie fest. Mario Lopatta als Valerio haut ordentlich auf den Putz, Annette Holzmann schillert als Gouvernante. Zu loben sind auch Robin Metzer, der aus der Schauspielhaus-Bühne alles herausholt, was diese zu bieten hat. Ganz großes Kino etwa der versenkbare Obst- und Gemüsestand. Dazu zaubert Anna Maria Schories Kostüme auf die Bühne, die ganz laut »Wow« sagen. […] Das Stück entwickelt sich nach etwas zähem Beginn zu einem poppigen Theaterabend, der gerade auch ein sehr junges Publikum erreicht. Kompliment dafür.« Wolfgang Kühnelt, haubentaucher.at, 29. Dezember 2023