Mi, 22.01.2025
19:30-21:20 Schauspielhaus
Österreichische Erstaufführung
Rutherford & Sohn
Drama von Githa Sowerby
nach einer Übersetzung von Gerhild Steinbuch
John Rutherford ist nicht nur das Familienoberhaupt, sondern auch Chef der nahegelegenen Glaswerke. Als sich unter den Arbeiter:innen in der Fabrik ein Streik ankündigt, verteidigt er das Kapital als alles bestimmende und ordnende Kraft. Einst soll das Unternehmen dem ältesten Sohn übergeben werden, der jedoch mit einer Erfindung eigene Pläne hegt. Der andere Sohn will Priester werden, während die Tochter eine heimliche Liebschaft wählt – alles Entscheidungen, die zur Emanzipation vom dominanten Vater führen sollen.
Vater und Kinder streiten und ringen um den Wert des Lebens. Liegt dieser ausschließlich im tätigen Tun? Welche Arbeit wird anerkannt und wer schuldet wem in der Generationenfolge?
Es ist eine vermeintlich klassische Familienanordnung, die die britische Dramatikerin Githa Sowerby 1912 schafft und zugleich unterläuft: Die Frauenfiguren reflektieren das Warten auf den Paterfamilias zu Beginn des Stückes selbst kritisch und sie sind es auch, die eigensinnig und klug die Handlung vorantreiben und für einen konsequenten Showdown sorgen.
Sowerbys Drama hatte Anfang des 20. Jahrhunderts großen Erfolg, geriet dann jedoch in Vergessenheit. Im Zuge unserer programmatischen Kanonerweiterung haben wir das Stück wiederentdeckt und bringen es am Schauspielhaus Graz zur österreichischen Erstaufführung. Hochaktuell nimmt es die Themen Herkunft, Erbe und Klassismus in den Blick. Der ungarische Regisseur Jakab Tarnóczi setzt das Stück mit seinem künstlerischen Team in einem bestechend heutigen Setting in Szene.
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause
Einführung um 19:00 Uhr.
Premiere: 11.01.2025
Besetzung
Team
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Regie:
Jakab Tarnóczi
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Bühne:
Eszter Kálmán
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Kostüme:
Ilka Giliga
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Musik:
Levente Bencsik,Máté Hunyadi
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Dramaturgie:
Male Günther
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Dramaturgie Outside Eye:
Anna-Sophia Güther
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Licht:
Viktor Fellegi
Pressestimmen
»Knackige Konflikt-Revue in Sachen Patriarchat. […] Respekt, Loyalitäten und Beziehungen zerbrechen; Tarnóczi inszeniert das in atemberaubender Sogwirkung. Hier können Solar, Grigolli, Breyvogel, Layher, Lopatta, Holzmann alle Register ziehen, zeigt sich die Bandbreite dieses formidablen Ensembles.« Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 13. Jänner 2025
»Das Ensemble zeigt Glanzleistungen: Marielle Layher als Janet ist stark und stur, Thomas Kramer als Martin verzweifelnd gut, Mario Lopatta lässt seinen John hadern und schwanken. […] Ein Paradebeispiel dafür, wie man ein 113 Jahre altes Drama im Heute in Höchstform bringt.« Kronen Zeitung, Hannah Michaeler, 13. Jänner 2025
»Sowerbys Stück spiegelt zwar die gesellschaftliche Situation im englischen Industriezeitalter Anfang des 20. Jahrhunderts wieder [!], ist aber berückend [!] aktuell.« APA, Andreas Stangl, 12. Jänner 2025
»Es ist ein Abend, der manchen die Gänsehaut aufziehen wird, in Erinnerung an das eigene, strikt hierarchische Familienleben.« Der Haubentaucher, 11. Jänner 2025
»Regisseur Jakab Tarnóczi schafft es, Sowerbys Stoff mit subtilen Mitteln ins Heute zu holen, ohne ihn künstlich zu modernisieren. Im „Plauderton“ spielt sich das Ensemble in Höchstform und erreicht im Laufe des Abends eine beachtliche Bandbreite von Emotionen. […] Rutherford & Sohn zeigt auf eindrückliche Weise, wie tief patriarchale Strukturen Menschen prägen und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien. Tarnóczis Inszenierung überzeugt durch eine hervorragende Besetzung, kluge Regie und ein eindrucksvolles Bühnenbild. Ein Abend, der nicht nur nachhallt, sondern auch zum Nachdenken über eigene familiäre Muster anregt.« KUMA, Sigrun Karre, 13. Jänner 2025