Di, 23.09.2025
19:30-21:15 Schauspielhaus
Einführung um 19:00 Uhr.
Der böse Geist Lumpazivagabundus
mit Couplets von Pia Hierzegger
Zauberposse mit Musik von Johann Nestroy
Der böse Geist Lumpazivagabundus verführt die Menschen zu Unvernunft und ist daher schuld an der Misere der Welt. Darüber herrscht im Feenreich großer Unmut. Die »Glücksfee« Fortuna und die »Fee der wahren Liebe« Amorosa wollen dem Spuk ein Ende setzen und zudem ein für alle Mal klären, wer die Mächtigere der beiden ist. Fortuna will Amorosa beweisen, dass Geld das Heilmittel für die Probleme der Menschen ist. Dafür sucht sie sich drei arbeits- und obdachlose Handwerker und verhilft ihnen mittels eines Lottogewinns zu großem Reichtum. Sie gäbe sich geschlagen, wenn zwei davon ungeachtet ihres Glücks »Lumpen« bleiben, so der Deal. Wie bei einem Sozialexperiment beobachten die Feen, was Geld mit den Ex Mittellosen macht: Kann man sich moralisch bessern, wenn man plötzlich genügend Ressourcen zur Verfügung hat? Ganz in Nestroy’scher Manier sind die unverbesserlichen Charaktere getrieben von ihren Lastern, Sehnsüchten und ihrer Lebens(un)lust.
Mit »Der böse Geist Lumpazivagabundus« gelang Johann Nestroy 1833 der große Durchbruch als Volksdramatiker. Noch heute zählt die Zauberposse zu seinen meistgespielten Werken. Im Fokus ist eine Welt, die »auf keinen Fall mehr lang steht«, und in ihr zu sehen sind verlorene Menschen, die voller Widersprüche sind.
Regisseur Matthias Rippert geht in seiner Inszenierung auf humorvolle Weise der Frage nach, inwiefern der Mensch selbst für sein Schicksal verantwortlich ist – oder ist es doch der böse Geist Lumpazivagabundus, der die Schuld trägt?
Premiere: 03.05.2025

Besetzung
Team
-
Regie:
Matthias Rippert
-
Bühne:
Fabian Liszt
-
Kostüme:
Johanna Lakner
-
Musik:
Robert C.A. Pawliczek
-
Dramaturgie:
Herbert Graf
-
Licht:
Anton Oswald
Pressestimmen
»Regisseur Matthias Rippert gibt den Feen in Nestroys Erfolgsstück wesentlich mehr Platz als üblich – und er verleiht ihnen mit Hilfe von Johanna Lakner (Kostüme) das Aussehen der Bandmitglieder von ZZ Top. Wallend lange Bärte und dazu noch wallendere lange Haare … […] Hinreißend […] [sind] die beiden verzweifelt Liebenden, Brillantine (Luiza Monteiro mit toller Gesangsstimme!) und Hilaris (Željko Marović). Auch sei nicht verschwiegen, dass manche Szenen genau das Tempo und den Schmäh haben, den es für einen guten Nestroy-Abend braucht.« Der Haubentaucher, 4. Mai 2025
»Für neue [Couplets] sorgte Pia Hierzegger; minimalistisch vertont von Robert Pawliczek erzählen sie vom Blackout, das es wohl brauchen wird, damit auf Eis gelegte Liebe wieder auftaut; […] Schuster Knieriem [spinnt] hier rappend sehr heutig klingende Verschwörungsthesen: „Egal, was die Lügenpresse schreibt / der Komet ist da. Er ist da und er bleibt.“ Das ist nicht nur amüsant, es entspricht auch der Stoßrichtung dieser Inszenierung, die auf die sozialen Umbrüche und Unsicherheiten unserer Zeit fokussiert. […] Als Tischler Leim, der sein Geld in eine Ehe mit der geliebten Tischlermeisterstochter Peppi investiert und postwendend zum Bravbürger verspießert, legt Clemens Berndorff in Gestus und Diktion ein Spottbild im besten nestroyschen Sinn auf die Bretter. Die Sünder haben hier allerdings wieder einmal deutlich mehr Spaß: Als dauerspitzer Schneider Zwirn kriegt Tim Breyvogel das prachtvollste Bühnenbild (Fabian Liszt) und darf den „Deitschn“ heraushängen lassen. Als raufhändelaffine Schusterin Knieriem zeigt Luisa Schwab feuchtfröhlichen Nihilismus, von dem man gut noch mehrvertragen hätte. Rund um dieses „liederliche Kleeblatt“ gruppieren sich komödiantische Kapazunder wie Franz Solar, Karola Niederhuber, Sebastian Schindegger, Annette Holzmann, Oliver Chomik, die als Bewohner des Feenreichs in ihren langen Zottelperücken und in Mehrfachrollen auch auf der Menschenwelt die Fäden ziehen.« Kleine Zeitung, Ute Maria Baumhackl, 4. Mai 2025
»„Lumpazivagabundus“ [ist] ein österreichischer Bühnenklassiker, der stets relevant zu sein scheint – aber vielleicht schon lange nicht mehr so zeitgemäß war wie heute. Eben erst haben wir eine Pandemie überwunden, die Wirtschaft ist auf Talfahrt und die Welt scheint einmal mehr auf den Abgrund zuzutreiben. […] All dessen scheinen sich Regisseur Matthias Rippert und sein Team durchaus bewusst zu sein. Sie haben die Posse um die Handwerker Leim, Knieriem und Zwirn, die zum Spielball einer Wette zwischen der Glücksfee Fortuna und der Liebesfee Amorosa werden, auf ein Kerngerüst heruntergebrochen und dieses Gerüst mit vielen Andeutungen auf die Gegenwart behangen: ein drohendes Blackout kommt da genauso zu Bühnenehren wie das Kleine Glücksspiel, und Benkos Laura-Stiftung wird genauso erwähnt wie das jüngst politisch umgefärbte Kulturkuratorium in der Steiermark.« Kronen Zeitung, Christoph Hartner, 4. Mai 2025