Der Nebel von Dybern

Der Nebel von Dybern

Drama

von Maria Lazar

Geheimnisvoller Nebel wabert. Im »Wirtshaus am Rand« diskutieren Besitzer Josef, die schwangere Barbara, die alte Kathrine und der aufrührerische Fabrikarbeiter Jan über das Wetter – und die Gerüchte. Als plötzlich Vieh sowie Menschen zu sterben beginnen, scheint der Nebel als Ursache ausgemacht: Steckt in ihm eine Krankheit? Ist er eine Prüfung, gottgesandt? Oder gar menschengemacht?

Dass der Mensch, indem er sich gegen die Umwelt richtet, immer auch auf sich selbst zielt, hat Dramatikerin Maria Lazar hellsichtig erkannt. Sie schreibt an gegen die menschliche Hybris, die Natur wie Technik zu beherrschen meint. Fesselnd wie ein Krimi, stellt der Text die Mechanismen von Ursache und Wirkung infrage: Ist der Nebel tatsächlich der Ursprung für all das Zerstörerische oder ist er nur ein Phänomen für all das Übel, das dräut?

Maria Lazar war im Jahr 1933 schon einmal im Spielplan des Schauspielhaus Graz angekündigt, hat die Grazer Aufführung jedoch nie erlebt – Lazar war Jüdin. Die brillante Dramatikerin war anschließend dem Vergessen anheimgefallen; ihr Werk wird seit wenigen Jahren aufgearbeitet und für die Theater wiederentdeckt.

Nun inszenieren FAUST-Preisträgerin Johanna Wehner und ihr künstlerisches Team Lazars Text in Graz als einen Reigen so furchtloser wie bewegender Figuren – eine bitterböse Gesellschaftsanalyse, die aktueller nicht sein könnte.

Dauer: 1 Stunde 35 Minuten, keine Pause

Premiere: 09.02.2024

Der Nebel von Dybern_Ensemble_184_c_Lex Karelly © Lex Karelly

Am Premierenabend sprach Dramaturgin Anna-Sophia Güther mit dem Lazar-Verleger Albert C. Eibl über die Wiederentdeckung Maria Lazars

Team

  • Regie: 
    Johanna Wehner
  • Bühne: 
    Benjamin Schönecker
  • Kostüme: 
    Miriam Draxl
  • Musik: 
    Vera Mohrs
  • Dramaturgie: 
    Anna-Sophia Güther
  • Licht: 
    Thomas Trummer

Trailer

Pressestimmen


Fazit auf Deutschlandfunk Kultur, Martin Thomas Pesl, 09. Februar 2024

 

»Regisseurin Johanna Wehner hat vor allem die Frauenrollen charismatisch besetzt und eindrucksvoll herausgearbeitet. […] Sie steigert die Eindringlichkeit der Aufführung, indem sie den Ton sachlich hält. Sie erlaubt nur wenig emotionales Aufkochen. Ein Ton sirrt, verdichtet sich zur Harmonie, zur Melodie gar – auch das akustische Environment (Vera Mohrs) arbeitet der Stimmungsverdichtung unmittelbar zu.« nachtkritik.de/drehpunktkultur.at, Reinhard Kriechbaum, 10. Februar 2024

 

»Die Grazer Aufführung verhandelt auf kluge, präzise Weise Fragen von Verantwortung und Täterschaft und offenbart, welche Formen des Widerstandes gegen Unterdrückung von oben möglich sind. […] Abseits der Dystopien: Ein Glück, dass Maria Lazar wiederentdeckt wurde.« Salzburger Nachrichten, Martin Behr, 12. Februar 2024

 

» „Die [!] Nebel von Dybern“ ist ein Stück, das eine erstklassige Geschichte erzählt, die sehr oft noch gespielt werden kann und hoffentlich auch wird. Die Dialoge sind gespickt mit sprachlichen Goldstücken, die vor allem durch die Schlichtheit der Logik und die verblüffend direkte Formulierung glänzen.« KUMA, Lydia Bißmann, 10. Februar 2024

 

»Wohl gesetzte Pausen, musikalische Akzente (Vera Mohrs) und ein groß aufspielendes Ensemble sorgen für jede Menge Spannung und Beklemmung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den starken Frauenrollen, etwa die blinde Seherin Kathrine, der Anke Stedingk große Präsenz verleiht. […] Mit „Der Nebel von Dybern“ ist dem Schauspielhaus ein beklemmend-fesselnder Abend gelungen, der nicht zuletzt durch seine Aktualität für Gänsehaut sorgt. Er zeigt auch, wie stark Maria Lazar als Dramatikerin und wie verdient ihre Wiederentdeckung ist.« Kronen Zeitung, Michaela Reichart, 11. Februar 2024

 

»Wehner [Regisseurin] belässt den Text in seiner Zeit, die auch in Miriam Drexls Kostümen anklingt. Thomas Trummer taucht Benjamin Schöneckers düster sachliche Ausstattung in ungesundes, schwefelgelbes Licht, in dessen Kegeln und Schatten das neunköpfige Ensemble ganz ohne zu schnörkeln groß aufspielt. Für ihre Zeit schrieb Lazar […] erstaunlich selbstbestimmte, visionäre Frauenfiguren, sie werden von Schauspielerinnen wie Marielle Layher als rebellische Barbara, Otiti Engelhardt als beiseite geschobene Direktorengattin, Anke Stedingk als stoische Dorfkassandra brillant verkörpert.« Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 11. Februar 2024

 

»Regisseurin Johanna Wehner kam ohne große Effekte aus, setzte auf Präzision, wirkungsvolle Pausen und starke Momente durch Musik. […] Das Ensemble bietet im Gesamten eine großartige Leistung. […] Es hat sich gelohnt, den Text von Maria Lazar in Graz im zweiten Anlauf auf die Bühne zu bringen, denn der Abend ist in aller Düsternis und Beklemmung ein zeitlos-aktueller Blick auf die Gesellschaft.« APA, Karin Zehetleitner, 10. Februar, 2024

 

»Mit einer musikalischen Untermalung von Vera Mohns [!], sowie einer raffinierten Lichtführung von Thomas Trummer, in welcher die bedrohlichen Nebelschwaden sichtbar werden, zieht die Regie weitere Register, die zum Gelingen des Abends beitragen. Es ist nicht nur die Aktualität des Stoffes, die beeindruckt. Auch, dass die Geschichte nachhaltiges Denken beim Publikum hervorruft, zeigt, wie gut die Produktion gelungen ist.« European Cultural News, Michaela Preiner, 12. Februar 2024

 

»Wiederholungsmuster in Mimik, Gestik und dräuenden Schlüsselsätzen geben der Aufführung massiv Getragenheit. Die Regie nimmt Lazar bitterernst. Aus gutem Grund, aber das Ganze wirkt doch allzu statisch und, wenn sich der Zeigefinger hebt, wie ein altes Lehrstück: Pädagogisch wertvoll! Das ist historisch sogar stimmig und passt zu den Dreißigerjahren. Soll man es wiederbeleben? Unbedingt! Aber in Graz überwiegt die Pflicht die Neigung.« Die Presse, Norbert Mayer, 12. Februar 2024

 

»Die haarsträubende Beruhigungstaktik spiegelt Lazar im Wiegenlied Eia popeia wider, das die schwangere Wirtin Barbara (Marielle Layher mit beeindruckend gravitätischer Stimme) singt. Auch die weise, leidgeprüfte Einsiedlerin Kathrine (Anke Stedingk) begehrt in schweren Moll-Tönen auf […]. Hausbacken wirken einzig die Dialoge zwischen dem Fabrikdirektor (Tim Breyvogel) und seiner Frau (Otiti Engelhardt), eine wahrlich museale Rollenverteilung. […] Trotz einiger choreografischer Setzungen, die die weitgehend bleierne Befindlichkeit der Betroffenen zum Ausdruck bringen, bleibt die Inszenierung geradezu schüchtern.« Der Standard, Margarete Affenzeller, 12. Februar 2024