Sa, 14.12.2024
19:30-21:20 Schauspielhaus
Österreichische Erstaufführung
Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
nach dem Roman von Ottessa Moshfegh
Eine Geschichte, die beinahe ereignislos scheint und dennoch unglaublich fesselt: Eine Mittzwanzigerin zu Beginn des neuen Jahrtausends ist die namenlose Erzählerin. Sie ist privilegiert – an Geld, Bildung und Schönheit. Ihr stehen alle Türen zur Welt offen, sie aber fühlt sich dauerdeprimiert, gelangweilt und sinnentleert. So entscheidet sie sich, der Welt den Rücken zu kehren und für ein Jahr »Winterschlaf« zu halten. In dem drängenden Wunsch, ihre Schlafzyklen zu verlängern, macht sie Selbstversuche mit Psychopharmaka und Pillen. Schon bald mehren sich die Indizien dafür, dass ihr Körper im Schlaf Dinge zu tun scheint, die sich der Kenntnis ihres Geistes entziehen. Die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen.
Bei Ottessa Moshfegh, einer der wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen amerikanischen Literatur, sind die Erwartungen einer jungen Generation an die Welt und die Erwartungen dieser an die junge Generation nicht mehr deckungsgleich. Der Text frönt der totalen Betäubung als Mittel zur Loslösung von der Welt und zeichnet exemplarisch das Porträt einer jungen Frau, die gegen das Leistungsprinzip und die patriarchale Gesellschaftsordnung radikal in die Verweigerung geht.
Ewelina Marciniak, die nicht zuletzt seit ihrer Einladung zum Berliner Theatertreffen 2022 als Shootingstar der deutschsprachigen Theaterszene gilt, gibt mit ihrem Team ihr Graz-Debüt. Bildgewaltig lotet sie den inneren Protest ihrer Protagonistin als schlafwandlerischen Zustand aus.
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause
Premiere: 20.09.2024
»Lower«
performt von Luiza Monteiro & Mario Lopatta, by Jan Duszyński
»Coney Island«
performt von Luiza Monteiro & Mario Lopatta, by Jan Duszyński
Besetzung
Team
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Regie:
Ewelina Marciniak
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Bühne & Kostüme:
Natalia Mleczak
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Musik:
Jan Duszyński
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Choreographie:
Mikołaj Karczewski
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Textfassung:
Małgorzata Czerwień
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Dramaturgie:
Anna-Sophia Güther,Małgorzata Czerwień
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Licht:
Aleksandr Prowaliński
Trailer
Pressestimmen
»Es gehört zu Marciniaks elaborierter Metaerzählung, dass sie sich aus mannigfaltigen Referenzen an die Romanhandlung und die Kunstgeschichte speist und von teils offensichtlich in Improvisationen entwickelten […] Momenten zusammengehalten wird. Das größere Vergnügen bereitet die Inszenierung wohl jenen, die das Buch kennen und sich über vieles freuen können, das zwar darauf verweist, aber anders ist. Doch auch der Rest dürfte produktiv die Stirn runzeln angesichts eines farbenfrohen, psychedelischen, ja auch kitschigen Traums.« Nachtkritik, Martin Thomas Pesl, 21. September 2024
»In der ersten Produktion der Spielzeit am Grazer Schauspielhaus inszeniert Ewelina Marciniak die Bühnenfassung des Romans von Ottessa Moshfegh als atemlose Abfolge greller, ungestümer Traum- und Wahnbilder […] als wütende Anklage gegen die Zumutungen unserer Zeit – und als grellen Fiebertraum, in den sich die Heldin aus einer überlasteten, sinnentleerten Existenz in einen Medikamentenrausch voller Ängste, Erinnerungen und Fantasmen flüchtet. […] Luiza Monteiro bewegt als Protagonistin voll nuancierter Verletzlichkeit (und als Sängerin!), Olivia Grigolli als ihre unerfüllte Mutter. Dominik Puhl legt als Hund die überraschendste Performance des Abends hin, Anna Klimovitskaya als angepasste Freundin und Anke Stedingk als Therapeutin balancieren gekonnt auf dem Grat der Tragikomik. Marielle Layher, Mario Lopatta und Thomas Kramer ergänzen das fein justierte, mit viel Applaus bedachte Oktett.« Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 21. September 2024
»Luiza Monteiro macht aus der Hauptfigur mit ihrem nuancierten Spiel das leuchtende Zentralgestirn dieses Abends. […] Die berührendsten Momente hat die Hauptfigur jedoch mit ihrer Mutter (Olivia Grigolli), die längst die Konsequenzen ihrer eigenen Überforderung gezogen und sich das Leben genommen hat.« Kronen Zeitung, Christopher Hartner, 21. September 2024
»Luiza Monteiro als namenlose junge Frau spielt sich großartig durch das Geschehen und darf gegen Schluss mit ihrer schönen Singstimme brillieren. Sie trifft in der Fassung von Marciniak auf ihre verstorbene Mutter, die sich auch brav bedankt, bei dem Spiel dabei sein zu dürfen. Olivia Grigolli mimt diese Frau, die ihre Tochter in ihrem Ehebett schlafen lässt, in unterschiedlichen Charakterfacetten. […] Mario Lopatta, Dominik Puhl und Thomas Kramer treten in Doppelrollen auf und ergänzen schillernd mit starker Bühnenpräsenz das Ensemble.« European Cultural News, Michaela Preiner, 21. September 2024
»Der sinnentleerte Stoff voller Schmerz wird in der Inszenierung von Ewelina Marciniak zum dynamischen Spektakel. Sehenswert ist die bunte, herausragend choreografierte Drogenparty trotzdem. Man kann sich den Nebelschwaden des finalen Infermiterol-Rauschs inklusive Klavierbegleitung schwer entziehen. Dieses Jahr der Ruhe und Entspannung am Schauspielhaus Graz ist vieles – nur nicht ruhig und entspannend.« Der Standard, Jakob Thaller, 21. September 2024